Friss Dreck Casual Game Weichei!

Ich gebe es zu. Bis vor kurzem war ich ein Weichei. Ich weiss, mir selbst gegenüber eine doch sehr provokante Aussage. Aber es stimmt ich war ein Weichei. Nicht was das Leben an sich betrifft. Hier denke bin ich normal. Mal gehe ich den leichten weg, mal den Gangbaren und oft genug den harten. Ich Knüppel mich durch. Vor allem seit der Uni und jetzt in der freien Wirtschaft. Aber auch schon vorher beim Bund. Aber in meiner Freizeit, bei meinem privaten Vergnügen, war ich bis vor kurzem gnadenlos verweichlicht.

Ich rede mal wieder von Videospielen. Man sollte vorweg wissen, ich komme aus der 8 Bit/16 Bit Side scroll Ära. Knüppelharte Jump and Runs wie Giana Sisters, Rambo, Castelvania, Super Mario, Prince of Persia etc… habe ich in frühster Kindheit gemeistert. Dabei bin ich 100000 von Toden gestorben. Bin Levels X-Mal angegangen. Nur um es zu schaffen. Um den gnadenlosen Triumph zu spüren ich habe es geschafft. Um meinen Namen in die Highscore Liste einzutragen. 3 Buchstaben (DAN) ganz an der Spitze. Dabei gab es noch kein Internet. Um seine Leistung zu zeigen, musste man das Modul oder die Diskette noch zu seinem Kumpel tragen. Aber der Triumph war gewaltig. Oder als 8/9 Jähriger, ich sprach kein Wort Englisch. Wollte aber trotzdem Pirates! Spielen und verstehen was abgeht. Pirates! Gab es 1988 aber nicht auf Deutsch. Also was habe ich getan, mir ein Wörterbuch gekauft (bzw. es von meinen Eltern kaufen lassen) und Bildschirm für Bildschirm in einem Schulheft übersetzt.  Videospielen war Arbeit. 

Warum habe ich mir dies angetan. Zum einen, es gab kein so grosses Angebot wie Heute. Gute Spiele waren rar gesät. Alle guten Spiele (bis auf Pirates!) waren bock schwer. Gerade wenn ich an Prince of Persia denke. Unzählige Fallen, knallharte Kämpfe, pixel genaues Springen und genau 60 Minuten Zeit die Prinzessin zu retten. Das Spiel war hart. Verdammt hart. Ich habe Monatelang dran gesessen. Ich kannte jedes Pixel auswendig. Gefühlte 1000 Mal, war das Zeitlimit kurz vor der Prinzessin beendet. Aber irgendwann habe ich es geschafft. Das Gefühl obwohl es schon 20 Jahre her ist, weiss ich bis Heute. Es war verdammt emotional. Ich bin wild jubelnd durch unser damaliges Haus gelaufen und habe alle meine Kumpels angerufen. Die konnten es allerdings nicht glauben. Also was habe ich getan. Ich habe es vor ihren Augen durchgespielt. Auch ihre Gesichter weiss ich bis Heute. Es war einfach nur geil.

Auch Pirates! muss erwähnt werden. Es war und ist nicht das schwerste Spiel. Aber das mit der Übersetzung habe ich geschrieben. Noch etwas war aussergewöhnlich. Ich hatte das spiel zwar als einer der wenigen im Original. Aber ich habe recht schnell die Karte verloren (die Karte lag in Papierform dem Spiel bei). Ohne Karte keine Orientierung. Habe ich mich davon entmutigen lassen. Nein. Ich habe die verdammte Karibik auswendig gelernt. Witziger weise, kenne ich bis Heute die Koordinaten der wichtigen Städte der Karibik auswendig. Oder weiss zu mindestens ganz genau wo Sie liegen. 

Aber was ist Heute? Spiele sehen zwar mehr als genial aus. Werfen mit Effekten um sich und fesseln mich weiterhin an den Monitor. Aber eins ist anders geworden. Meine Bereitschaft Arbeit in ein Spiel zu investieren. Ich weiss nicht, wann es passiert ist. Aber irgendwann habe ich mir angewöhnt, alles immer auf den leichtestem Schwierigkeitsgrad zu spielen. Hauptsache das Game durchspielen und dann das nächste und dann das nächste. Klar gab es immer noch Stellen, die ich nicht sofort geschafft habe und an denen ich fest hing. Aber habe ich es nach sagen wir 10 Anläufen nicht gepackt, wurde wenn möglich gecheatet. Peinlich aber wahr. Ich will nicht sagen, dass ich jeder Herausforderung aus dem Weg gegangen bin. Aber vielen. Mir ging es darum Spiele durchzuspielen. Das Ende zu sehen. Das möglichst schnell. Naja, fast immer möglichst schnell. Es gab schon Spiele die ich genossen habe und die mir nicht lange genug gehen konnten. Aber trotzdem. Irgendwie wollte ich schnell durch. Es gab und gibt ja eine lange Liste von Games, die ich noch nicht durch habe. Ich wurde wohl soetwas wie ein Durchspiel-Automat. 

Auch hier kann man wieder die Prince Of Persia Reihe aufzählen. Genauer gesagt, die Sands of Time Trilogie. Tolles Action Adventure. Aber auch sau schwer. Was habe ich getan. Anstatt wie früher Level für Level auswendig zu lernen, die Taktik der Gegner zu studieren und mich dann darauf einzustellen… habe ich mir eine Komplettlösung geholt und naja… einen God Modus. Ich war schnell durch. Nicht falsch verstehen. Ich bin trotzdem Stolz darauf. Es war immer noch schwer genug und man konnte trotzdem noch oft genug sterben. Aber es war etwas anderes.
Wobei, ich mich jetzt gar nicht allzu sehr als Cheater (übrigens wenn Cheats dann immer nur im Single Player nie niemals im MultiPlayer) outen. Das war evtl. bei 2% der Spiele der Fall. Wer mich kennt, weiss wieviel ich zocke und wie wenig 2% sind. Was ich meistens getan habe, war einfach den Schwierigkeitsgrad auf leicht zu stellen. In 98% aller Spiele reicht dies aus. Wenn man etwas hartnäckig ist. Zum Glück habe ich mir eine gewisse Hartnäckigkeit bewahrt. Aber es macht doch viel kaputt. Vor allem bei spielen, die auf Taktik ausgelegt waren. Dragon Age 1+2 oder The Witcher 1+2, sind ganz andere Spiele auf leicht. Man muss sich nicht mit dem Gegner beschäftigen. Es reichen minimale Taktiken. Kämpfe sind kaum noch eine Herausforderung. Man muss ja nicht einmal sich genau mit seinen Fertigkeiten und dem Charakter-System auseinander setzen. Minimal Aufwand reicht. Klar, solche Schwergewichte durch zu zocken, ist auch auf Leicht immer noch etwas besonders. Aber viel mehr als Zeit muss man nicht mehr investieren. Man freut sich auch immer noch über den Abspann. Aber eins hatte ich nicht mehr. Dieses gute bzw. triumphale Gefühl etwas gemeistert zu haben. Den Entwickler besiegt zu haben. Wirklich gewonnen zu haben. 

(Anmerken muss ich jetzt doch noch eins. Eine Ausnahme gibt es. Bei Total War Medival 2. Bei dem Game bin ich warum auch immer total Hardcore. Unbesiegt im Single- wie auch Multiplayer.)

Aber zurück zum Kontext. Es fehlte einfach etwas. Das witzige ist, mir ist dies nie aufgefallen. Bis vor kurzem. Was ist also passiert?

Es fing damit an, das ich mir vor einigen Monaten eine Xbox 360 gekauft habe. Ich wollte unbedingt Red Dead Redemption spielen. Wobei das jetzt nichts mit Red Dead Redemption zu tun hat. Das habe ich nämlich auch auf leicht gezockt. Nur um einer Trophäe zu bekommen, habe ich es ganz kurz auf schwer gestellt ;-)

Es fing mit dem Spiel Gears Of War an. Wie üblich spielte ich es auf lässig. Es war trotzdem vor allem für einen ungeübten Kontroller Benutzer bocke schwer. Jaja…ich weiss einge Hardcoler werden jetzt lachen. Aber ich fand das Game mehr als genial. Intensiv. Obwohl ich sehr oft gestorben bin, schnetzelte ich mich durch. Es gab keine Cheats, die mir das Leben leichter gemacht hätten. Irgendwann stand ich dann vor dem Endgegner. General Raam. Ich bekam ihn nicht klein. Ums verrecken nicht. Ich weiss nicht, wie oft ich es versucht habe. Verdammt oft. Aber der Typ, holzte mich immer um. Warum auch immer, ich wollte nicht aufgeben. Ich wollte das Ende sehen. Und naja, ich wollte auch die Trophäe die man bekommt wenn man das Game durch hat. Dann eines Abends…ich schaffte es. Auf einmal war diese Gefühl wieder da. Dieses Triumph Gefühl. Ich habe ernsthaft einen kleinen Freudentanz aufgeführt vor meinem Fernseher. 

Bei Gears of War 2, hatte ich das allerdings wieder vergessen. Ich zockte es wieder auf lässig. Das Game war dadurch verdammt leicht. So leicht sogar,  das ich anfing mich zu langweilen. Trotzdem holzte ich mich nur auf lässig durchs Game.

Bei Gears of War 3 setzte dann allerdings langsam ein Umdenken bei mir ein. Ich wollte mehr Herausforderung. Ich stellte es auf Normal. Naja, es war immer noch verdammt leicht. Aber zum ersten Mal seit langen, habe ich nicht auf Leicht gezockt. Bemerkenswert für mich.
Dann kam jetzt Deus Ex Human Revolution. Anfangs spielte ich es auf Hobby. Es ist dann immer noch ein forderndes Spiel. Aber ich hatte Blut geleckt. Ich wollte mehr. Also rauf auf mit dem Schwierigkeitsgrad auf Hardcore. Es war ein neues Spiel. Wo ich anfangs noch mit einem Lächeln durch gerannt bin, sass ich jetzt fast verängstigt hinter der Deckung und beobachtete meine Gegner genau. Bei den Bossen lief mir der Schweiss vor lauter Anspannung über das Gesicht. Als Sie dann endlich im Staub lagen, war es ein wahres Gefühl des Triumphes. Die Trophäe für den Durchgang in Hardcore habe ich dann allerdings doch nicht bekommen. Da ich am Anfang leider auf Hobby spielte. Egal.

Was soll ich sagen, meine Lust an Härte ist geweckt und mit Begeisterung stürze ich mich auf schwere Spiele. Mich packt die Lust am Frust. Ich habe ein altes Gefühl entdeckt und das will ich immer und immer wieder erleben. Das Gefühl der Spannung, des Grauens, der Nervosität und der  nackten Angst. Ich will den Angstschweiss auf meiner Stirn wieder spüren. Diesen Konten im Magen. Bin ich gut genug? Bin ich gerüstet? Werde ich es schaffen. Alles grosse Gefühle. Gefühle, die ich ungerne im realem Leben erlebe, dies aber oft genug tue. Da hier die Konsequenzen nun einmal real sind. 

Aber das ist das schöne an Videospielen… nichts ist Real aber die Gefühle die man empfindet sehr wohl. Wo sonst, kann man Spass an seiner Angst haben? Wo wenn nicht hier. Denn dann kommt der grosse Triumph… die Erleichterung der Freudenschrei… Momente für die Ewigkeit.
Sicher, dies überwiegt nicht grossen Momente, die ich in meinem realen Leben empfunden habe. Die grossen und kleinen Dinge, die ich im Real Live habe, werden immer besser sein, immer schöner sein. Aber hier ist das Risiko ungleich höher. Der Einsatz oft deine jetzige Existenz. Bei Videospielen liest du nur: Game Over…und dann fängt man wieder an.

Ich bin wieder das, was ich mal war Core Gamer. Ich kann nun spiele wieder doppelt erleben. In diese Welten eintauchen und grosse Gefühle verspüren. Den das will ich nicht missen. Die fremden Welten.
Also dann: Super Meat Boy, Dark Souls, Gears of War 3 Insane, ich komme…. Ich habe den Casual Gamer in mir bei den Eiern gepackt und volles Pfund auf die Fresse gegeben.

In diesem Sinne:
Friss Dreck Casual Game Weichei!

Die Elite hat mich wieder!

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