Rezension: Baldurs Gate 3
So ein Spiel kommt nur selten, sehr selten auf
dem Markt und mit Baldurs Gate 3, war es endlich wieder soweit. Wie schreibe
ich jetzt ohne ekstatische einen Superlativ, an den anderen zu reihen? Wird schwierig
und am besten noch ganz objektiv. Vorneweg, das mit der Objektivität, wird mir
überhaupt nicht gelingen.
Da jetzt die Katze aus dem Sack ist, kann ich
ganz offen sein. Baldurs Gate 3, ist das Beste, nein das allerbeste Spiel,
welches ich jemals gespielt habe und übertrifft sogar, dass war für mich völlig
überraschend, dass mehr als geniale Divinity Original Sin 2. Meine bisherige
Referenz.
Angefangen von der Präsentation und der
Grafik, über die komplexen aber einfach zu verstehenden Spielmechanik bis hin
zu der wirklich düsteren aber niemals deprimierenden Geschichte. Egal wie
dunkel es wird, es schimmert immer ein Strahl Hoffnung am Horizont. Und ja, wie
man es aus diesen Zeilen herauslesen kann, ich habe natürlich als good guy
gespielt. Was soll ich sagen, ich habe ein weiches Herz und wie ich lesen
konnte, verpasst man als „Böser“ doch sehr viel.
Wie auch immer, ich möchte kurz auf die
einzelnen Aspekte eingehen.
Die Geschichte:
Alles in allem ist die Geschichte jetzt kein
Kaliber von Planescape Torment (welches meiner Meinung nach, auch nach bald 24
Jahren in diesem Punkt unübertroffen ist). Die Geschichte ist klassisch für ein
CRPG. Etwas bedroht das Gefüge der Welt und durch ein aneinanderketten von
Ereignissen, befindet sich mein Held im Zentrum des Geschehens. So weit so gut.
Aber durch den anfangs sehr geheimnisvollen Wächter, kommt eine Ebene hinzu,
die mit dem eigenen Willen spielt. Immer wieder im Spiel, geschehen Ereignisse,
wo sich diese Stimme im Kopf meldet. Traue ich ihr? Immerhin hat sie mein Leben
gerettet, oder höre ich auf mein Bauchgefühl. Schwierig. Sag ich da nur. Hinzu
kommt, dass meine Begleiter (die ganz hervorragend geschrieben sind und einem
ans Herz wachsen, vielleicht sogar mit mir in einer romantischen Beziehung sind),
die Dinge oft ganz anders sehen. Ihre eignen Ziele verfolgen, ihr eigenen
Ängste, Nöte und Bedürfnisse haben. Dazu kommt noch der ein oder andere Twist,
der mich von meinem Sessel hat aufspringen lassen und ich mich danach wirklich
zurücklehne musste und mir zu überlegen, was will ich eigentlich? Wie halte ich
die Balance. Zwischen dem Wächter, meiner Gruppe, mir selbst und den
Fraktionen. Bin ich selbstsüchtig, pragmatisch oder selbstlos? Vielleicht merkt
man, wie sehr mich dieses Spiel vereinnahmt hat. Schön ist, dass man die
Konsequenzen erst viel später merkt. Das ist großartig. Es gibt vermeintliche
Kleinigkeiten, die man als Gag des Spiels erachtet hat, die später enorme
Auswirkungen haben. Ich will gar nicht wissen, was ich eventuell verpasst habe.
Verpassen, ist auch ein gutes Stichwort. Das passiert schnell. Den Baldurs Gate
scheut sich nicht, wichtige Story Fragmente zu verstecken. Dabei gelingt den
Machern, das bemerkenswerte Kunststück, wenn man diese Fragmente findet,
gewinnt das Spiel an Tiefe, wenn nicht, bemerkt man keine Lücke. Ganz große
Kunst. Also fassen wir zusammen, die Geschichte ist klassisch, aber einfach
fantastisch und trägt einem bis zum Ende. Ich musste einfach wissen, wie es
weitergeht, wie es endet.
Schön ist, wie unaufdringlich die Geschehnisse
aus Teil 1 und 2 in die Welt verflochten sind. Veteranen werden sich freuen
aber man muss die Vorgänger nicht kennen.
Die Welt:
Man könnte bösartig sein, im Endeffekt gibt es
nur drei mittelgroße Karten (eine pro Akt). Aber damit tut man BG3 unrecht. Ja,
es gibt tatsächlich nur drei Oberweltkarten, aber die Welt beschränkt sich
nicht nur auf die frei erkundbare Oberwelt, sondern ist vollgestopft, im
positiven Sinn. Überall gibt es Höhlen, Höllen, Kerker, Ruinen; Lager,
Feldlager, riesige Unterwelten, Geheimgänge und Geheimgänge in Geheimgängen,
kurz die Welt ist riesig. Wer mit offenen Augen durch die Welt geht, wird
überall etwas finden. Hinzu kommt, die Welt ist wunderschön anzusehen, die
Farbpalette ist der Umgebung angemessen und immer, ja wirklich immer, umweht
die Welt ein Hauch von Geheimnissen. Es gibt immer etwas zu entdecken. Dabei
sieht die Welt wunderschön aus, Kerker und Ruinen, sind angemessen dürrster,
Städte belebt und die Natur, so wie man sie sich in einer Fantasy Welt vorstellt
und die Welt ist interaktiv. Alles lässt sich nutzen, erkunden und hat einen
Sinn. Kurz. Besser, geht zur Zeit nicht. Das mit der freien Erkundung, hat
übrigens einen großen Einfluss auf das Spiel Den je nachdem, was Du
zuerst entdeckst und wie Du es angehst, hat dies Auswirkungen auf andere
Ereignisse. Alleine deswegen, wird sich jeder Spieldurchgang unterscheiden.
Die Begleiter:
Ich könnte über diesen Punkt ewig schreiben.
Aber ich muss an die Zeichenbegrenzung in Steam achten. Also ganz kurz. Ich war
hin und weg, wie gut die Charaktere geschrieben sind und ich will keinen
einzigen missen!
Die Quest:
Ich muss zu den Quest nicht viele Worte
verlieren. Nur so viel: Es gibt keine stumpfen Kill Quest, nur eine einzige
klassische Fetch Quest und die war phantastisch. Ansonsten gilt immer: Nur mal
eben schnell die Quest beenden, ist so ein Satz, der funktioniert nie.
Grundsätzlich sind die Quest tiefer, komplexer und wesentlich länger (dabei
aufgefüllt mit sinnstiftendem Inhalt) als es sich auch nur im Ansatz erahnen
lässt. Einfach phantastisch. Dazu kommt der Loot. Questen macht einfach großen
Spaß, weil es immer eine angemessene Belohnung gibt. Was das Spiel hier an
Gegenständen raushaut, sucht seines gleichen. Achso… und da wären ja noch zu
erwähnen, dass es dutzende Möglichkeiten gibt, eine Quest anzugehen, mit völlig
unterschiedlichen Lösungswegen, Entscheidungen und Konsequenzen. Die ultimative
Freiheit.
Balance:
Baldurs Gate, lässt sich auf dem mittleren
Schwierigkeitsgrad völlig ohne größere Probleme durchspielen und wird immer
leichter mit der Ausrüstung und den Level ups. Ja, immer mal wieder, kommen
größere Herausforderungen, aber!! es findet sich immer einen Weg, der den Kampf
wesentlich vereinfacht. Sollte man wirklich nicht weiterkommen, hilft der
Barrel Master. Das bitte selber Googlen. 😉
Der Umfang:
Soll ich dazu wirklich etwas schreiben? Außer,
dass ich 160 Stunden damit beschäftigt war und mir nicht einmal sicher bin,
alles gesehen zu haben! Obwohl ich jeden Stein umgedreht habe.
Vielleicht schreibe ich nur, wie der Umfang
auf die drei Akte verteilt ist. Am umfangreichsten ist der dritte Akt (hier
enden viele Questlines, die teilweise in den ersten Akt begonnen haben), dann
der erste und der zweite Akt ist für BG3 Verhältnisse relativ "kurz".
Wobei er länger ist, als die meisten Spiele. Das er kürzer ist, als die anderen
fand ich gut. Weil er ist optisch wie inhaltlich wirklich sehr dunkel.
Die Spielemechanik:
Ich kenne D&D nur aus Videospielen und
kann dementsprechend nicht sagen, wie gut die Regeln umgesetzt sind. Was mir
aber aufgefallen ist, im Vergleich zu Baldurs Gate 1+2 und den Spielen dieser
Zeit, ist es sehr viel eingängig geworden. Simpler, innovativer aber nicht
weniger komplex.
Dadurch, dass sich alles auf Würfel reduzieren
lässt, ist es gut nachvollziehbar. Hilft natürlich nichts, wenn Dir das RNG
nicht gewogen ist. Aber dafür, gibt es ja die Quickload Taste… Ich hatte am
Ende übrigens 1768 Quicksaves 😂
Fazit:
Ich könnte jetzt noch ewig weiter schreiben. Superlativ um Superlativ ausformulieren. Versuchen dieses gute Gefühl beim Spielen zu beschreiben. Aber ich möchte nur mit einem Satz enden:
Als ich den Abspann gesehen habe, war ich mir
zu 100% sicher, ich komme sehr bald wieder!
Kommentare
Kommentar veröffentlichen